Chronik der „Neppeser Schlümpfe von 1980“
Vor über 40 Jahren versammelte sich eine kleine, verschworene Gruppe, die vornehmlich aus der Fußball-Jugendabteilung von „SUS Nippes 12“ bestand, sowie dem damaligen Platzwart, Leo Frantzen und seiner Ehefrau Elisabeth Frantzen, und fassten den Entschluss, im Clubheim am Karnevals-Sonntag ein gemütliches Karnevalstreiben zu veranstalten.
Das war der Startschuss der „Neppeser Schlümpfe“,
die nunmehr voller Stolz auf über 40 Jahre Vereinsleben zurückblicken dürfen.
Das erste Fest wurde locker angegangen. Wir hatten viel Spaß und die Gäste wurden mit einem Ententanz und verschiedenen Tanzspielen unterhalten. Die Resonanz dieses Abends war so überwältigend, dass für den kommenden Karneval das 2. Fest sofort eingeplant wurde. Die Begeisterung hierfür gipfelte dann in dem Entschluss, 1980 am Karnavalsumzug in Nippes teilzunehmen. Teilnehmer für den Umzug hatten wir genug, doch was zieht man an? Da wir alle – wie gesagt – dem Fussball-Verein Nippes 12 (mit den Vereinsfarben blau/weiss) angehörten, wählten wir als Farbe für unser Kostüm ebenfalls blau/weiss. Nun fehlte aber noch die Kopfbedeckung. Einem kreativen Mitarbeiter der Ford-Werke (Henry Groen) gelang es nach mühevoller Planung, eine passende Kopfbedeckung für uns zu entwerfen: „Die Schlumpfmütze“. So entstand der Name „Neppeser Schlümpfe“.
Der Nähkolonne unter der Leitung von Marianne Steinhauer gelang es in Tag- und Nachtarbeit, die Kostüme fertig zu stellen, so dass wir dem großen Ereignis gelassen entgegensehen konnten.
Das Wurfmaterial für unseren ersten Umzug bestellten wir in Aachen, dort fuhren extra vier „Süßwarentester“ (Hein Pütz, Leo Frantzen, Karl Treitz, Horst Treitz) hin und testeten die Ware. Heinrich Pütz, der als Fahrer auserkoren wurde, hatten es auf der Hinfahrt so eilig, dass kein Verbotsschild ihn aufhalten konnte. Nur der Autobahnpolizei gelang es, ihn kurz vor Aachen zu stoppen. Nachdem man freundlichst nach dem Weg fragte und einen „Wegzoll“ von 10,- DM zahlte, wurde die Fahrt fortgesetzt. Am Ziel angekommen, begrüßte man uns mit einem „Kölle Alaaf“. Als dann die Ware ausführlich geprüft war, wurden wir noch zu einem Ritt auf zwei Elefanten eingeladen. Die Besteigung der edlen Tiere war das Abenteuerlichste, denn sie waren aus Edelholz. Nach dieser Aktion waren und die Vorbereitungen abgeschlossen.
Wir charterten einen kleinen VW Bus, der das Material transportierte und die „Mamm“ wurde zwischen Kamelle, Kaffee, und Schabau in den Bus gepackt, um die Truppe während des Umzuges mit Nachschub zu versorgen. So ging es dann los, mit Kind, Teufelsgeige und der Kwätsch marschierten wir durch Nippes.
Als Orden fertigten wir einen Kranz Blutwurst mit 2 Eiern an. Einige Mitglieder waren von dem Treiben so begeistert, dass sie den Umzug nur noch schwankend überstanden.
Danach fanden wir uns dann im Clubheim von Nippes 12 ein und freuten uns auf einen leckeren Teller Erbsensuppe. Diese Freude schien aber so groß zu sein, so dass die Suppe darüber sauer wurde. Aber auch durch dieses Missgeschick ließen wir uns die Freude an dem gelungenen Unternehmen nicht nehmen.
Damit die Sache auch ein wenig Vereinscharakter bekam, setzten wir uns eines Abends zusammen und beschlossen, einen Vorstand zu wählen. Als erster Präsident der Neppeser Schlümpfe wurde der Urvater Leo Frantzen im damaligen Vereinslokal „Gaffel-Stube“ gewählt.
Unser oberstes Gebot hieß, den Karneval mit einfachen Mitteln zu gestalten und für Jedermann erschwinglich zu machen.
Die ersten Jahre trugen wir noch das Vereinsschild von Nippes 12 an den Mützen, doch wir wurden vom Verein Nippes 12 als „Schlümpfe“ nicht akzeptiert und so nabelten wir uns ab.
Im Jahre 1985 feierten wir erstmals im Mariensaal in Nippes. Man konnte zufrieden sein, der Saal war voll, die Stimmung prächtig. Wie sollte es auch anders sein: Die Schlümpfe traten selber aus! Albano und Romina Power, Mary und Gordy, Cats. Leute aus dem Orient sowie ein Dreigestirn – aus unseren Reihen – konnten bestaunt und beklatscht werden.
Im Jahre 1986 trat Leo Frantzen als Präsident zurück, als Nachfolger wählten wir Horst Treitz. Im gleichen Jahr bauten wir ein fahrbares Schlumpfhaus, das wir im Dienstagszug mitnahmen, ebenso eine von uns selber angefertigte Standarte. Des Weiteren konnten wir anlässlich unseres Festes im Mariensaal erstmals einen größeren Musikzug empfangen und zwar das 1. Kölner Tambour-Korps „In Treuer Fest“, Regimentsspielmannszug der „Altstädter“, die uns bis zum heutigen Tage treu geblieben sind.
Unterstützt von der Firma „Porta“ veranstalteten wir 1986 zum 1. Mal ein Fussball-Karnevalsturnier. Teilnehmer waren: „Kölsche Gladiatoren“, „Löstige Alt Neppeser“, „KG Alt Köllen“, „Karnevalsfreunde Loope“, „Stammdesch Lääch-Se“.
1987 prämierte man erstmals den Dienstagszug von Nippes. Die Preise wurden vergeben für die besten Fuss- und Wagengruppen. Wir, als die Schlümpfe, machten uns eigentlich keine Hoffnung, einen der Preise zu gewinnen. Als jedoch der 3. Platz und dann der 2. Platz aufgerufen wurde und wir waren nicht dabei sagte unser Präsident, Horst Treitz: „Seht ihr; alles Betrug!“ Doch es kam ganz anders. Die Schlümpfe machten den 1. Preis in der Fussgruppe und den 3. Preis in der Wagengruppe. Das war eine offizielle und enorme Bestätigung unserer Arbeit.
1988 belegten wir den 2. Platz in der Fussgruppe. Weiterhin wurden wir von der 1. AH von Nippes 12 zu einem Einlagenspiel anlässlich ihres „3. Matthias-Kurth-Gedächtnis-Turniers“ gegen die Kölschen Gladiatoren eingeladen.
1989 erhielten wir aus den Händen der „Neppeser Bürgerwehr“ (Veranstalter des Dienstagszuges) den „Wanderpokal des Dienstagszuges für Originalität und Bemühungen um den Kölner Karneval“.
Mittlerweile war unsere Mannschaft so groß geworden, dass wir beschlossen, Satzungen einzuführen, um eine gewisse Ordnung in unser Vereinsleben zu bringen.
Am 27.11. 1989 nahmen wir mit 20 Personen an einer Besichtigung der Küppersbrauerei teil: Diese fiel so saftig aus, dass bei der anschließenden Heimfahrt aus der Straßenbahn ein „Karnevalswagen“ wurde.
Im Jahre 1990 feierten wir 10-jähriges Bestehen unseres Vereins. Aus diesem Grund fertigten wir einen Orden an mit dem Motto: „Hurra, wir leben noch!“ Anlässlich unseres jährlichen Kostümfestes wurden die besten Auftritte der letzten Jahre aufgeführt, wie immer mit donnerndem Applaus.
Am 06.07.1991 unternahmen wir eine Wochenendfahrt nach Rengsdorf. Wir spielten Minigolf, im Hallenbad Schlumpf Wasserball, tanzen und lachen.
Abends wurde kräftig gefeiert und fast hätte man auch einen „Bungee-Sprung“ bewundern können. Aber der Springer schien sich verzogen zu haben. Der morgendliche Frühschoppen war mal wieder so kräftig, so dass die Heimfahrt für einige zur Schlaftour wurde.
Mit 10 Schlümpfen nahmen wir im gleichen Jahr am Vereinsschiessen der Sebastianus-Schützen teil.
1991 planten wir, an dem Umzug der „Schull- und Veedelszoch“ teilzunehmen, doch dann wurde das ganze Karnevalsfest durch den „Golf-Krieg“ gestoppt. Doch echte Karnevalskinder, die wir nun mal sind, lassen sich den Spaß an der Freud auch dadurch nicht nehmen, und der Rosemontagszug wurde in die Gaffelstube verlegt. Als Wurfmaterial diente hierbei zur Belustigung aller Popkorn. Die Kneipe musste an dem Tag 3 mal gekehrt werden.
1992 war es aber soweit: zum 1. Mal durch Kölle – Teilnahme am Schull- und Veedelszoch. Wir sägten, zimmerten, leimten und malten und es entstanden einige putzige Schlumpf-Handwagen, in die wir alle uns verliebten und zum Umzug mitführten.
Aber, aber, der Präsident hatte sich zu sehr an die Auflagen der Zugleitung gehalten: „Un et Bier verjesee“. Und was Durst heisst, das weiß ja jeder Schlumpf. So marschierte man ordnungsgemäß durch Kölle und lächzte nach jeder Bierbude. Aber auch dieses Kapitel wurde letztendlich „schlumpfmässig“ abgeschlossen nach dem Motto „dobei sin es alles“.
Im gleichen Jahr – wir saßen alle zusammen bei einer gemütlichen Runde Bier – hatten wir plötzlich die Idee, einmal eine Feier zu Gunsten kranker Kinder zu veranstalten. Wir nahmen Kontakt auf mit der Sozialbetreuerin der Krebsstation der Kinderkrankenhauses Amsterdamer Strasse. Nach deren Einverständnis wurde sofort geplant und am 14.02.1992 fand auf der Platzanlage von Nippes 12 das erste Kostümfest zugunsten der Kinderkrebsstation statt. Unterstützt wurden wir von Anfang an von der Metzgerei Nießmann und von der Bäckerei Millinet, die uns ihre Ware für diesen Zweck kostenlos überließen. Der Reinerlös konnte sich sehen lassen: 4090,- DM. Mit der Station vereinbarten wir, das dieses Geld durch uns verwaltet wird und hierfür medizinische Geräte und Spielsachen angeschafft werden. Des Weiteren sorgten wir dafür, dass Zimmer freundlicher und schöner ausgestattet und auch besondere kinderspezifische Therapien bezahlt wurden.
Da das Clubheim von Nippes 12 mittlerweile zu klein wurde und der Sportverein mitverdienen wollte, machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Saal. Hier bot sich dann der Pfarrsaal Salvator an. Die Weidenpescher Geschäftswelt spendete für diesen Abend eine Tombola, die uns anschließend noch ein paar schlaflose Nächte bereitete. An diesem Abend konnten wir auch erstmals das Kölner Kinderdreigestirn empfangen, sowie eine Tanzgruppe aus dem fernen Kommern (Anlässlich eines Tagesausfluges dorthin hatten wir wohl einen derart starken Eindruck hinterlassen, so dass die Tanzgruppe sich kurzerhand entschloss, bei uns kostenlos aufzutreten). In diesem Jahr 1995 betrug der Reinerlös bereits stolze 12.300,- DM.
Die Nachfrage zu unseren Kostümfesten war mittlerweile so groß, so dass ein neuer, noch größerer Saal angemietet werden musste. Die Pfarrei St. Marien in Nippes stellte uns für diesen besonderen Anlass und Zweck ihren Saal zu akzeptablen Konditionen zur Verfügung.
1996 boten wir erstmals Buttons an mit dem jeweiligen Logo zum Kostümfest zugunsten der Kinderkrebsstation. Da die Nachfrage zu unserem Kostümfesten so gewaltig war, entschlossen wir uns, Eintrittskarten auszugeben. Der Saal platzte im wahrsten Sinne des Wortes aus allen Nähten und es wurde so „gesoffen“, dass man am Ende keinen Tropfen mehr im Ausschank hatten. So konnten wir auch in den nachfolgenden Jahren unsere Feste mit großem Erfolg ausrichten.
1999 wurden wir von der „Bild-Zeitung“ für unsere Aktionen zugunsten der Kinderkrebshilfe mit dem „Bild-Orden“ der Saison ausgezeichnet.
Dank der vielen Gruppen, die alle immer kostenlos und mit großem Eifer bei uns auftraten, sowie der vielen Helfer, die unsere Verlosung und Tombola-Einlagen mit Sachwerten unterstützten, konnten wir bis zum Jahr 2000 insgesamt einen Betrag in Höhe von 91.390,- erfeiern.
Hierfür sei allen Beteiligten im Namen der gesamten Schlumpf-Mannschaft nochmals von Herzen gedankt.
Wir geben der Hoffung Ausdruck, auch weiterhin so gemütlich mit allen unseren Freunden und Wegbegleitern
im neuen Jahrtausend feiern zu können.
Die Neppeser Schlümpfe vun 1980 haben
im Neppeser Diensdachszoch 2017 den Preis als beste Wagengruppe gewonnen!
Vielen Dank an alle tatkräftigen Helfer, die dies möglich gemacht haben 🙂 |